28. März 2024 Die Masse lebt

Richard Wagner: “… sie sind nur Ableiter.”

Richard Wagner ist ein umstrittener Künstler, nicht nur heute sondern auch zu seiner Zeit. In seiner revolutionären Phase als Autor (so um 1850) hatte er einer unentschiedenen Art des Kommunismus sich zugewandt. In jener Zeit enstanden dicht hintereinander zuweilen dicke Abhandlungen wie „Das Kunstwerk der Zukunft” (1849), “Die Kunst und die Revolution” (1849) und „Das Künstlertum der Zukunft” (Fragmente, ab 1849). Aufgefangen und praxistauglich umgesetzt wurden viele Ideen aus diesen Schriften dann in “Oper und Drama” (1850/51).

Die Sprache der „revolutionären” Schriften ist eigenartig philosophisch-didaktisch. Das “Volk” spielt eine große Rolle, die Rede von „Nothwendigkeiten”, die Bindung von Kunst an das Volk. An einer Stelle in “Das Kunstwerk der Zukunft” relativiert er die egoistische Leistung des Künstlers:

Die Kunst ist das Sondereigentum einer Künstlerklasse geworden; Genuß bietet sie nur denen, die sie verstehen, und zu ihrem Verständnis erfordert sie ein besonderes, dem wirklichen Leben abgelegenes Studium, das Studium der Kunstgelehrsamkeit.
Richard Wagner, Mein Denken, hg. von Martin Gregor Dellin, München 1982, S. 143.

So geht er ins Gericht mit der reinen Kunstwelt, ebenso wie mit der am Modischen orientierten Welt der frühen Kulturindustrie. Wagner sieht sinnige Kunst nur im Zusammenhang mit der umgebenden Gesellschaft, dem „Volk” wie er schreibt. Er liebt das “Volk”. Für ihn ist es der eigentliche Beweger von Kunst. Und daher sind die Eigentumsrechte an der Kunst nicht Ergebnis eines egoistischen künstlerischen Prozesses. In "Das Künstlertum der Zukunft” heißt es:

Der eigentliche Erfinder war von jeher nur das Volk, – die namhaften einzelnen sogenannten Erfinder haben nur das bereits entdeckte Wesen der Erfindung auf andere, verwandte Gegenstände übertragen, – sie sind nur Ableiter. Der Einzelne kann nicht erfinden, sondern sich nur der Erfindung bemächtigen.
Richard Wagner, Mein Denken, hg. von Martin Gregor Dellin, München 1982, S. 167.

Jetzt frage ich wieder, wie seit Jahren: Wem gehört die Kunst? Wem gehört die Musik?

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