19. März 2024 Die Masse lebt

Von Spotify zu Tidal und zurück

Neulich habe ich in der neuen musikzeitung spaßeshalber gefordert, man müsse so etwas ähnliches wie eine Nutriscore für Musikstreamingdienste einführen, um schnell zu sehen, ob die Künstler:innen halbwegs fair an den Einnahmen beteiligt würden. Normalerweise geht es ja so, die Einnahmen der zahlenden Abonnent:innen kommen in den großen Topf. Dann wird geschaut, wer wie viele Aufrufe bekommen hat, danach wird verteilt. Die daraus resultierenden Ungerechtigkeiten (lange Stücke vs. kurze Tracks) sind bekannt, die Manipulationsanfälligkeit ist groß.

Ich bin seit einigen Jahren Nutzer von Spotify (Family). Irgendwas um die 15 Euro im Monat kostet das. Ich benutze Spotify eher wenig. Eher um nach besonderer Musik zu suchen. Aber der Konsum ist etwa auf dem Niveau von drei bis vier Stunden im Monat. CDs erwerbe ich nebenher auch noch hin- und wieder. Aber eher, wenn man was für die Ewigkeit will. Xenakis: Elektronische Musik in einer 4-CD-Box war die letzte große Anschaffung. Mit der Gielen-Edition hadere ich noch.

Heike Matthiesen hat mich nachdrücklich auf Twitter darauf hingewiesen, das Tidal gegenüber Spotify dreifach so hohe Sätze an die Künster:innen weiterreiche.

Also habe ich den Umstieg erwogen und getestet. Nach anfänglicher Euphorie, weil die bei Tidal eben fairer zahlen, werde ich den Umstieg doch eher nicht machen. Warum?

Es gibt ein paar Dinge, die unschön sind.

Zahlmodell Wirrwarr –
Was kostet Tidal denn nun?

Ein Familienabo ist bei Tidal (Modell Hifi) genauso teuer wie bei Spotify (14,99 Euro) und beinhaltet ebenso sechs Benutzer:innen-Konten. Also bestellt per App auf einem iPhone – nur jetzt sind es 19,99 Euro bei Tidal. Strange – und keine Lösung des Rätsels gefunden. Okay, wenn es denn für die Künstler passt … Ein Hifi-Plus Abo würde mit 39,99 Euro zu Buche schlagen. Aber eben nur bei diesem Modell würden 10 Prozent der Kosten direktvergütet werden an die Künstler:innen, die man im Monat am häufigsten hört. Eine gute Idee, aber warum gibt es das nicht im normalen Hifi-Abo.

Playlist-Import-Probleme

Es wird versprochen, dass man seine Playlists von anderen Streamingdiensten, aber mindestens von Spotify übernehmen könne. „Nie war es einfacher, deine Musiksammlung, einschließlich deiner Playlisten und Favoriten, auf TIDAL zu übertragen.“ (Quelle)

In den FAQs heißt es, das hatte mich zunächst überzeugt:

Kann ich meine Playlisten von anderen Streamingservices importieren? Ja, wir wollen das dein Wechsel zu TIDAL so reibungslos wie möglich verläuft. Hier kannst du deine Playlisten importieren.

Das mag sein, aber die beiden angebotenen Playlist-Konverter sind in der kostenlosen Variante eingeschränkt. Nur die Bezahlvariante macht die Sache wahscheinlich komfortabel. Wäre bei mir kein so großes Problem, da ich gar nicht so viele Playlisten habe. Aber „nie war es einfacher …“? Jedenfalls bequem ist das nicht, reibungslos ist was anderes.

Podcast-Verwaltung-What?

Ich bin gar nicht so der Podcast-Typ, aber in der Family sind sie es schon. Keine Chance, an den gleichen Pool zu kommen. Also müsste man sich dann in dem Fall irgendwie ein weiteres Tool zulegen.

Die Smartphone-App

Die Smartphone-App ist irgendwie schwierig zu nutzen. Ich habe da keinen direkten Zugang zum Profil mit seinen Einstellungen gefunden. Auch die Playlists sind so versteckt, dass sie intuitiv nicht sichtbar sind. Wo ist meine Musikbibliothek. Spotify bringt alles viel aufgeräumter unter und dabei sogar mit mehr Infos.

WordPress-Anbindung ist ungenügend

Die ist quasi nicht vorhanden bei Tidal. Man kann den Code in jedes Website kippen und hat dann so einen dicken Platten-Flatsch auf der Website. Die Sache mit den Shortcuts über ein Plugin, das seit vier Jahren nicht mehr überarbeitet worden ist, ist unschön. Damit fehlt auch die Möglichkeit, eine Playlist unter einem WordPress-Beitrag vernünftig einzubetten. Irgendwie wohl auch der Tatsache geschuldet, dass es bei Tidal keinen wirklichen Free-Zugang gibt.

Die dicke Kachel zum Einbetten bei Tidal
Die dicke Kachel zum Einbetten bei Tidal

Alles in allem: Für mich keine Wahl

Bequem ist anders. Transparenz ist anders. Die Vorteile in Sachen „Klang“ sind für mich irrelevant. Die Musik-Bibliothek ist angeblich größer: Dennoch sind bei Playlist-Import ein paar Titel verloren gegangen. Wie dieser hier:

Nachtrag:

 

 

 

 

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