19. März 2024 Die Masse lebt

Die Presse ist frei, aber manchmal ist sie auch dumm (GEMA returned)

Bestes Beispiel: ich selbst. Aber ich weiß das! Neues aus der GemaWoche! Äh, habe ich GemaWoche geschrieben? MusikWoche! MusikWoche, Hufi, es heißt MusikWoche. Lern Dir das doch endlich mal. Soviel zur eigenen Dummheit. Jetzt zu der der GemaWoche MusikWoche!

Leider gibt es da Kollegen, die dann tatsächlich die Propagandamaschine anschmeißen. Dazu muss ich noch einmal zurück gehen zur unbegründeten GEMA-Rechnung an die Orgnaisatoren des Seniorentreff-Liederkränzchens, von dem ich berichtete, allerdings zu umständlich. Die Sache ist ja ganz einfach.

  1. Wenn GEMA-pflichtiges Material in einer öffentlichen Veranstaltung gespielt wird, dann muss in aller Regel das lizenziert werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Es ist egal, ob es sich dabei dann um Senioren, Demente, Babies, Eltern oder sonstwen handelt. Die Ausnahmen die es gibt, sind wenig bis gar nicht existent.
  2. Bei Nichtöffentlichen Veranstaltungen hat niemand eine Handhabe, jemand dazu zwingen, sich über den Inhalt dieser Veranstaltung informieren zu lassen. Deswegen ist sie auch Nichtöffentlich. Niemand ist in diesem Fall jemandem Rechenschaft schuldig, auch nicht der GEMA. Dass damals die GEMA trotzdem eine Rechnung geschickt hat, ist ganz einfach ein Fehler gewesen für den man sich auch hätte öffentlich entschuldigen können.

Dass die Sache publik geworden ist, ist vielleicht sogar vor allem für die GEMA günstig. Denn so wird das ganze Inkassoverfahren und was da kommen mag nicht in Gang gesetzt und weiteres Geld verbrannt.

Jetzt kommt der „Kollege“ von der MusikWoche ins Spiel. Er ist Chefredakteur des Blattes und schreibt:

„…man staunt immer wieder über den demagogischen Schwachsinn, den man in manchen Presseorganen liest und den Leute in Filter-Bubbles wie die EU-Piratenpredigerin Julia Reda dann ganz gern als Zutat für ihr eigenes Süppchen aufgreifen.“ (Quelle: Website MusikWoche)

Das Ganze hängt er dann daran auf, dass es nur um 24,13 € gehe. Und was er nicht sagt, um 24,13 €, die dem Rechnungssteller nicht zustehen. Kleine Summe, aber doch so wichtig, dass man sie fordern muss. Die Demagogie wendet sich da leider gegen den Autor der MusikWoche zurück, wenn er plötzlich und ohne Grund in den Lebensbedingungen derjenigen Person herumschnuppert, an die die Rechnung gegangen sei.

Nicht nur, dass die Frau nichts falsch gemacht hat, sondern der GEMA-Beamte/Mitarbeiter [Danke an Oliver Hertel für den Hinweis, dass es bei der GEMA keine Mitarbeiter im Beamtenverhältnis gibt; falls sich jetzt GEMA-Beamte angesprochen gefühlt haben sollten, bitte ich ebenfalls bei diesen sehr um Entschuldigung], jetzt darf sie deshalb auch noch in ihrer Lebensweise untersucht werden. Das allerdings ist wirklich ziemlich bedenklich, pissig und weder angemessen noch moralisch akzeptabel. Das ist nicht nur schlechter Stil, es ist gar keiner! Es ist für den Chefredakteur des Blattes blamabel, peinlich und deshalb sehr traurig.

„Interessantes Detail am Rand der Marginalie: Die Gastgeberin des Senioren-Singkreises ist Immobilienmaklerin und vermittelt auf ihrer Webseite nicht gerade den Eindruck einer in ­Finanzdingen hilflosen Person – doch mit der GEMA über eine Rechnung von 24,13 Euro zu reden, um die Sache schnell vom Tisch zu haben, kam ihr nicht in den Sinn.“ (Quelle: Website MusikWoche)

Vielleicht schon (da weiß der Chef der MusikWoche offenbar eben einfach mehr) aber sie hat es nicht gemacht. Sie darf sich den Partner in ihrer Angelegenheit frei suchen (auch ihren Job und ob sie viel oder wenig verdienen möchte etc. – das geht auch solche Voranstürmer wie bei der MusikWoche nix an, außer er hat jetzt private Interessen und ist auf der Suche nach einer guten Partie), für sie war es die Presse der Schleswiger Nachrichten und nicht die MusikWoche. Die Redaktion hat daraus zugegebenermaßen eine Räuberpistole gemacht mit Worten wie „horrende Nachforderungen.“ (Sorry, aber wenn die sich begründen lassen, ist das so: Das hat das Finanzamt bei Uli Hoeness auch nicht anders gemacht.)

Aber: Die Frau hat ja nix falsch gemacht! Auch wenn der Mann von der MusikWoche diesen Eindruck entstehen lassen will, schließlich hätte sie den Spuk einfach beenden können (kein Wort, dass der/die GEMA-Mitarbeiter/in den nicht erst hätten entstehen lassen müssen). Da schießt die MusikWochen-Polizei dann eben schnell mal investigativ zurück.

Und damit verkehrt der Musikwochen-Mann den Fehler, mal abgesehen davon, ob die Rechnungsempfängerin nun Rentnerin oder Immobilienmakler ist oder nicht. Das trägt zur Klärung der Sache nichts bei und ist rechtlich sowieso ohne Belang. Vielleicht hätte sie die Sache vom Tisch bekommen können. Aber warum sollte sie das machen? Höchstens doch aus Nettigkeit heraus, oder? Niemand muss dem Inkassobüro, das die GEMA ja auch ist, falsch vorgelegte Rechnungen gegenüber begründen. Übrigens, einer Institution, die knapp 900 Mio. Erträge im letzten Jahr zu verteilen hatte, die ferner mehr als nur einen Juristen im Haus hat, die also wenigstens auch gegenüber einer angeblich in „Finanzdingen nicht hilflosen Person“ gegenüber so sehr im Vorteil ist, wie sie gegenüber Google im Nachteil ist, wofür sie übrigens tatsächlich mein Mitgefühl hat.

Man muss sich nicht wundern, wenn dann Leute wirklich das Mitgefühl für die GEMA Stück für Stück verlieren, obwohl sie natürlich auch für den Unsinn nichts kann, den ein „völlig unabhängiger“ Autor, wie derjenige von der MusikWoche (oben auf der Seite läuft der Countdown zur Verleihung des Musikautorenpreises der GEMA – Werbung scheint es jedenfalls nicht zu sein, wahrscheinlich ist man Mitveranstalter oder supportet es – oder es ist der persönliche Wecker, damit man nicht zu spät kommt).

Website der MusikWoche - oder doch der GEMA?
Website der MusikWoche – oder doch der GEMA?

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11 Kommentare

  1. Liebe NMZ, braucht ihr diese selbstgefällig-verquaste Schreibe, weil der Inhalt den Artikel nicht trägt? Ein tragfähiger Inhalt wäre nämlich der andere Teil des Musikwoche-Artikels gewesen, wonach die Youtube-Sperrtafeln der Vergangenheit als rechtswidrig eingestuft wurden. Dass ein Milliardenkonzern widerrechtlich alles drangesetzt hat, um das Ansehen der GEMA zu beschädigen, ist euch keine Zeile wert. Hingegen weidet ihr euch in einem angeblichen taktischen Fehler der GEMA rund um eine Rechnung, der das Image das Mitgefühl für die GEMA mal wieder beschädigt haben soll? Da stimmt doch was nicht in euren Wertmaßstäben…

    1. Sehr geehrter Herr Hertel, ich freue mich immer wieder, wenn jemand mir zu sagen weiß, was relevant ist und was nicht. Sie müssen es ja nicht lesen. Herr Gillig stellt den Sachverhalt falsch dar, was er ja darf, aber ich darf ihn deshalb auch korrigieren. Sie dürfen dafür mich maßregeln, nur sollten Sie dafür Argumente und nicht Worthülsen anführen. Wenn Ihnen das Recht ist, warte ich so lange ab, bis Sie Ihre Kritik argumentativ unterfüttern. Das war Punkt 1.
      Punkt 2: Zu den Sperrtafeln habe wir seit Jahr und Tag berichtet – auch über YouTube und GEMA. Wenn jetzt das OLG München eine Entscheidung bestätigt, die vor einiger Zeit gefallen ist, kann man das erwähnen, aber zur Praxis ist es bei YouTube schon lange geworden. Hier sehe ich die Relevanz anders als Gillig-Degrave und kann die Sache überspringen. (Und mal ernsthaft, da ist eine Trilliarden-Konzern, der sich hinter einem angeblich defizitären YouTube versteckt gegenüber einem Fast-Millarden-Team der GEMA – und dann eben der singende Seniorentreff. Wenn die Sache so unwichtig gewesen wäre, hätte der Mitarbeiter eben keine Titellisten und Rechnungen schicken sollen, wegen 24,13 €!).
      Die GEMA hat sich hier nur selbst beschädigt. Fehler passieren. Vielleicht hätte man ja mal statt sein Bedauern über das Einschalten der Presse zu äußern, eine nette Entschuldigung hinbekommen. Wie gesagt, es gibt genug Leute, die die Hartnäckigkeit der GEMA als Privatpersonen kennengelernt haben und die daran glatt verzweifelt sind. Mitleid mit der GEMA muss man nicht haben, will die auch nicht, soweit mir bekannt ist.

    2. Und wenn es Sie beruhigt, in einem anderen Zusammenhang hat der Vorstandsvorsitzende der GEMA. Harald Heker, sehr deutliche Worte gefunden.

      Dr. Heker über das weitere Vorgehen: „Für die GEMA ist es besonders wichtig, den Fall lückenlos aufzuklären. Wir legen großen Wert auf Transparenz und eine offene Kommunikation – soweit das bei laufenden Ermittlungen möglich ist. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir davon ausgehen, dass es sich um einen beispiellosen Einzelfall, der keineswegs Rückschlüsse auf das gesamte System der GEMA zulässt, handelt.“ http://www.nmz.de/online/gema-stellt-strafanzeige-wegen-verdachts-auf-betrug

      Was damals 2010 aus der Nummer geworden ist, ich habe keine Ahnung.

  2. Sehr geehrter Herr Hufner, über Wertmaßstäbe lässt sich streiten. Vielen Dank daher für Ihre Antwort diesbezüglich. Eine andere Frage habe ich noch: Gehört Beamten-Bashing zum Stil der NMZ-Schreibe? Oder ist die Anspielung in Ihrem Artikel ausschließlich so zu verstehen, dass Sie ein mutmaßlich eher negatives Beamten-Image, das Sie selbst in keinster Weise zu Lasten des allgemeinen Mitgefühls für Beamte untermauern wollen, zwecks anderweitig nicht erzielbarer Würze in Ihrem Artikel auf den betreffenden GEMA-Mitarbeiter projizieren? Oder war es als Kompliment zu verstehen?

    1. Mir war bis eben nicht bekannt, dass es sich um einen Beamten handelt. Ich dachte die sind häufig beim Staat angestellt. Wieder was gelernt. Dankeeeee.

  3. Den “Beamten” haben Sie ins Spiel gebracht. Sachlich unangebracht. Aber vielleicht ist es ja nicht das primäre Ziel der NMZ, sachlich zu schreiben.

    1. Sie haben vollkommen Recht. Ich habe Beamter/Mitarbeiter geschrieben. Das wwar ein Fehler aus Unsicherheit über den Status, deswegen mit Schrägstrich, später ist nur vom Mitabeiter die Rede. Danke für den Hinweis. Das korrigiere ich sofort. Damit wäre der Text ja wieder versachlicht. Gut, dass Sie so schön aufpassen.

  4. Gern geschehen. Gut, dass wir darüber kommuniziert haben, denn ich hätte Ihnen den “Beamten” schlicht deshalb als Spitze unterstellt, weil ich davon ausging, dass jemand wie Sie, der schon oft bei der GEMA zugegen war, um über ihre Versammlungen zu berichten, weiß, dass dort keine Beamten arbeiten. Hoffen wir, dass sonst alles gut recherchiert ist und stimmt, was Sie schreiben.

    1. Ganz im Ernst: Sie haben ja Recht. Ich kann aufgrund der Mitteilung der Presse nicht einmal davon ausgehen, dass es “jemand” war, sondern es war “die zuständige GEMA-Bezirksdirektion”, da ich deren Aufbau nun in der Tat nicht kenne, weiß ich auch nicht, ob es ein Mensch oder ein Computer war, der sich gekümmert hat. Ich weiß nur, dass ein die Bezirksdirektion eine Kontaktaufnahme gesucht hat, nicht aber in welcher Form und wie häufig, nur das Ergebnis kenne ich: “ohne Erfolg”.

  5. Ist es schizophren oder zynisch, dass Sie den Gema-“Beamten” streichen, weil Sie erkannt haben, dass es ihn nicht gibt, um sich dann bei Gema-Beamten für den Fall zu entschuldigen, dass sie sich angesprochen gefühlt haben sollten?

    1. Wollen Sie darauf ernsthaft eine Antwort oder genügt ein Hinweis auf Schopenhauer. [Vorsorglich entschuldige ich mich aber natürlich bei allen Beamten, die nicht bei der GEMA arbeiten, dass ich sie in den GEMA-Topf geworfen habe. Verantwortlich laut PM der GEMA war eine Bezirksdirektion der GEMA, über die jeweiligen Statusformen kann ich keine aussagen machen. Das gibt die Meldung nicht her: Praktikant oder Angestellter, Hilfskraft oder Saisonarbeiter, Vorgesetzter oder Untergebener: In jedem Fall kein BEAMTER!]
      Es ist auch nicht zynisch gemeint, über meinen Gesundheitszustand weiß im Groben mein Neurologe Bescheid, der der Schweigepflicht unterliegt; in psychiatrischer Behandlung bin ich, soweit ich das noch feststellen kann, nicht; aber es ginge auch niemanden hier etwas an.
      So jetzt sind Sie dran Herr Hertel. Wie steht es um Sie? Welche Zeitschriften lesen Sie, wie war Ihr Abi-Durchschnitt, verdienen Sie Ihr Geld als Immobilienmaklerin, machen Sie Café-Kränzchen, in welchem Umfeld singen Sie Volkslieder und in welcher Bearbeitung. Danke vorab für sachdienliche Mithilfe bei der Klärung des Falles, ob man auf jede Rechnung, die einem ins Haus flattert zum Telefonhörer greift, jeder Mail beantworten muss, etc. pp.

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